Freitag, 21. Oktober 2011

Habe ich eine neue Heimat?

Interview mit unserem Freund Haki
Jahrgang 1954
 

1.  Weshalb bist du nach Deutschland gekommen?
Wie jeder junge Mensch träumte auch ich davon eigenes Geld zu verdienen. Da es in meinem Land hierzu kaum eine Möglichkeit gab, versuchte ich im Ausland Arbeit zu finden. 1973 bin ich dann nach Deutschland gereist.

2.   Wie war es am Anfang und hast du gleich Arbeit gefunden?
Aller Anfang ist schwer – besonders in einem fremden Land, und sich erfolgreich zu integrieren braucht eben seine Zeit.
Aber im August 1973 habe ich angefangen bei der Firma Voland (Betonwerk) zu arbeiten.

3.   Hast du deine Heimat vermisst?
Ja sogar sehr! Angangs hatte ich sehr schlimmes Heimweh. Die Menschen hier haben eine ganz andere Mentalität und daran musste ich mich erst gewöhnen.

4.   Wo war Deine Frau?
Eigentlich wollte ich möglichst bald wieder zurück, deshalb ist meine Frau auch zuerst in meiner Heimat, in Albanien, geblieben. Erst 1996 kam sie dann mit den Kindern nach Deutschland.

5.   Wie habt Ihr als Familie leben können?
Das war natürlich nicht einfach. Aber ich habe jedes Jahr meinen Urlaub, im Sommer und an Weihnachten, bei meiner Familie in Albanien verbracht.

6.   Der Balkan-Krieg hat viel zerstört. Wart ihr auch davon betroffen?  
Mein Haus wurde komplett zerstört. Alles was ich in jahrelanger Arbeit aufgebaut hatte, wurde mit einem Schlage zunichte gemacht. Trotz allem bin ich aber dankbar, dass meiner Familie nichts passiert ist.

7.   Wie ist es heute wenn Du an Deine Heimat denkst?
Ich fahre immer wieder gerne in meine Heimat, weil ich mich immer freue, wenn ich meine Angehörigen und meine alten Freunde wiedersehen kann.

8.   Wie hast Du Dich in Deutschland eingelebt?
Da ich schon immer gerne Sport getrieben habe, habe ich mich sehr schnell auf die Suche nach einem Sportverein gemacht und bin in der Ringer-Abteilung gelandet. Von 1974-1982 war ich dann aktiver Ringer und habe an mehreren Turnieren teilgenommen. Im Verein konnte ich Kontakte zu deutschen Sportkameraden knüpfen und mich dadurch auch in der deutschen Sprache üben. Als dann meine Familie auch in Deutschland war und die Kinder hier zur Schule gingen, fiel uns die Integration noch leichter, und die Kinder konnten uns Eltern mit der deutschen Sprache helfen. Zwischenzeitlich ist Deutschland für uns alle zur Heimat geworden.

9.   Wie bist Du eigentlich arbeitslos geworden?
Nach 35 Jahren Arbeit musste meine Firma Insolvenz anmelden, deshalb wurde ich im Mai 2007 arbeitslos. Seit dem suche ich – mit Unterbrechungen – wieder eine Arbeit.

10. Was willst Du noch machen?
Am liebsten würde ich noch ein paar Jährchen arbeiten, allerdings aufgrund meiner Krankheiten nur noch in Teilzeit. Ich würde gerne noch viel Zeit mit meiner Familie und meinen Freunden verbringen und einmal jährlich in meine Heimat fahren. Aber leben möchten wir in Deutschland, denn schließlich haben wir hier den größten Teil unseres Lebens verbracht und hier ist unser zu Hause.

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